Darf ich neben dir essen? - Warum ich Ramadan mache und wie mein Umfeld reagiert



Es ist wieder soweit! Der 9. Monat im islamischen Mondkalender hat begonnen und das bedeutet Ramadan. Es geht bereits in die dritte Woche.

Ramadan gehört zu den fünf Säulen des Islams und ist daher eine heilige Pflicht für Muslime auf der ganzen Welt. Die vier weiteren Säulen bestehen aus dem Glaubensbekenntnis, der täglichen fünf Pflichtgebete, der sozialen Pflichtabgabe sowie der Pilgerfahrt nach Mekka. Das Fasten dauert 30 Tage, soll Körper und Seele reinigen sowie Selbstbeherrschung und Konzentration auf das Wesentliche fördern. Außerdem soll Barmherzigkeit gegenüber Bedürftigen geübt werden.
Das sind auch die Gründe, warum ich faste. Ich bin zwar nicht extrem gläubig aber doch
noch bis zu diesem Grad. Ich finde es wichtig sich in das Leben hineinzuversetzen, das arme Menschen führen. So lernt man sie mehr zu beachten, zu verstehen und ergreift öfter die Initiative ihnen zu helfen. Zusätzlich führt man sich auch vor Augen, wie viel Zeit man eigentlich für Essen und Trinken aufbringt.

Aber wer muss eigentlich an Ramadan teilnehmen?
Kurzgesagt fastet jeder gläubige Muslim, der die Pubertät erreicht hat. Allerdings gibt es auch Ausnahmen. Wenn man gesundheitlich und körperlich nicht in der Lage ist, dazu zählen Krankheit, Schwangerschaft, Periode, anstrengender Beruf und Alter, ist man vom Fasten befreit. Dennoch wird man aufgefordert, Bedürftigen zu helfen und wenn nur vereinzelte Tage nicht gefastet wurden, diese nachzuholen.
Wer sich dazu entscheidet zu fasten, muss sich auch auf die alljährlich wiederkehrenden Fragen einstellen. Manche lustig, andere nervenaufreibend.
Es beginnt meistens mit „Wie lang geht Ramadan eigentlich?“ Meine Antwort darauf ist wie jedes Jahr „von morgens circa drei Uhr bis abends circa 21 Uhr und das dann insgesamt 30 Tage. Die Zeiten sind je nach Standort unterschiedlich. Es gibt dafür Zeitpläne im Internet.“
Dann kommt die nächste Frage: „Du darfst dann die ganze Zeit nichts essen, oder?“ Ich antworte mit „und auch nichts trinken“. Und dann die Reaktion, die sich nie ändert, egal mit wem du redest „das könnte ich nicht! Da würde ich umkippen.“
Ich muss da innerlich immer ein wenig seufzen. Um aus eigener Erfahrung zu sprechen, es ist nicht so schwer, wie es sich vielleicht anhört. Man ertappt sich möglicherweise in den ersten Tagen bei dem Gedanken „Oh! Ich habe gerade Durst, ich muss etwas trinken“ das gleiche gilt für das Essen, aber das vergeht schnell. Außerdem finde ich es persönlich schwerer ungefähr 17 Stunden nichts zu essen, als nichts zu trinken. Fun Fact: Ich habe auch schon zwei Mal in prallender Hitze einen fünf Kilometerlauf mitgemacht, während ich gefastet habe oder war beim Fußballtraining und mir ist nichts passiert. Das kann natürlich bei jedem anders sein. Was aber deutlich zu spüren ist, ist die Müdigkeit und Erschöpfung, die gegen Mittag eintritt. Das kommt verständlicherweise durch die fehlende Nahrungsaufnahme und durch den sich stark verändernden Schlafrhythmus. Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder man stellt sich einen Wecker, um gegen zwei Uhr noch etwas zu essen und zu trinken oder man bleibt durchgehend wach, aus Angst man überhört den Wecker, mein persönlicher Favorit. Und danach einzuschlafen ist nicht leicht, gerade bei dem Gedanken in drei bis vier Stunden wieder für die Uni aufstehen zu müssen ;).
Was viele vielleicht nicht wissen, man muss abgesehen vom Essen und Trinken zusätzlich auf Rauchen und Geschlechtsverkehr verzichten.
Die letzte Frage, die sehr oft vorkommt „Ist es okay, wenn ich jetzt neben dir esse und trinke?“ Auch wenn sie eigentlich nett gemeint ist, ist sie meiner Meinung nach von allen Fragen die Unnötigste, wenn nicht sogar Nervigste, denn ich kann schlecht sagen „Ja, mich stört das! Iss bitte woanders oder kannst du nicht später essen, wenn ich nicht dabei bin?“ Ich kann andere nicht darum bitten, sich an mir zu orientieren, nur weil ich mich dazu entschieden habe Ramadan zu machen.
Bevor man sich versieht, ist es aber auch schon wieder vorbei. Nicht nur die Fragerei, sondern auch Ramadan.
Aber nach den 30 Tagen geht man nicht einfach wieder in seinen gewohnten Alltag zurück. Im Gegenteil, am Ende des Fastenmonats wird man für seine Widerstandskraft und Selbstbeherrschung mit einem dreitägigen Fest, dem sogenannten Zuckerfest, belohnt. Man feiert in der Familie mit viel Essen und tauscht Geschenke aus. Es ist einer der wichtigsten islamischen Feiertage.

Für die Fastenden unter euch: Es sind nur noch 14 Tage! Haltet durch ;)

Kommentare

  1. Informativer und gleichzeitg humorvoll lockerer Eintrag!
    Hat Spaß gemacht, diesen zu lesen!

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  2. Wirklich gut beschrieben und lässt einen nachdenken. Gut geschrieben !

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