"Ordnung bedeutet für mich Freiheit"


Das eigene Hobby zum Beruf machen - Denise Colquhoun hat sich diesen Traum erfüllt. Sie arbeitet seit einigen Jahren als "Professional Organizer" und bloggt auf ihrer Website "Fräulein Ordnung" über Ordnung und Wochenglück. Was sie an "Unordnung beseitigen" fasziniert, warum sie immer links mit dem Aufräumen beginnt, wieso eine ordentliche Umgebung den Geist beruhigt und was Vibratoren mit ihrer lustigsten Kundenerfahrung zu tun haben, erfahrt ihr in diesem Interview.

Denise Colquhoun
Break Away: 2011 hast du den Berufszweig „Professional Organizer“ für dich entdeckt. Was hast du vorher beruflich gemacht?

Denise Colquhoun: Bevor ich mich selbständig gemacht habe, war ich Hausfrau und Mutter. In meinem Leben vor den Kindern habe ich eine Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten gemacht und war dann als Chefsekretärin bei einer Rückversicherung tätig.

Break Away: Was hat dich an diesem Berufszweig fasziniert?

Denise: Ich bin über einen Zeitungsartikel und einem YouTube-Video auf diesen Berufszweig aufmerksam geworden und wusste eigentlich sofort, dass das genau mein Ding ist. Meine Berufung. Mich hat fasziniert, dass ich scheinbar etwas zum Beruf machen kann, was schon immer mein Hobby war: Unordnung beseitigen.

Break Away: 4 Wochen später hast du dich als „Professional Organizer“ selbstständig gemacht. Wie kam diese schnelle Entscheidung?

Denise: Es hat sich 
einfach alles so richtig angefühlt. Ich hatte keinerlei Zweifel und mag schnelle Umsetzungen.

Break Away: Hattest du Bedenken, ob es die richtige Entscheidung war?

Denise: 
Bedenken hatte ich bezüglich meiner Entscheidung nie. Es war eine unglaublich tolle Möglichkeit, die sich mir da bot.

Break Away: Wie sieht dein „Aufräum-Ablauf“ aus, wenn du zu einem Kunden kommst?

Denise: 
Mein "Aufräum-Ablauf" ist von Kunde zu Kunde unterschiedlich. Jeder hat andere Bedürfnisse und Wünsche. Aber ich fange in einem Raum immer LINKS an. Das klingt vielleicht seltsam, aber egal ob ich eine Küche oder einen Kleiderschrank neu sortiere - ich beginne immer links im Raum oder im Schrank ganz links.

Break Away: Warum ist „Aufräumen“ so viel mehr als einfach nur alles an seinen Platz zu räumen?

Denise: 
Es gibt einen Unterschied zwischen Aufräumen und Ordnung schaffen. Wenn ich abends 15 Minuten durch mein Haus gehe, drehe ich meine Aufräum-Runde. Mit einem Stapel Zeitschriften auf dem Sofa zu sitzen, um diese auszusortieren und anschließend in den Papiermüll zu werfen, fällt unter „Ordnung schaffen". Wenn ich das Schlafzimmer aufräume und staubsauge, dann ist das meine regelmäßige Aufgabe. Sortiere ich meinen Kleiderschrank aber neu, dann schaffe ich Ordnung! Die Küche kann ich in 5 Minuten aufräumen – Ordnung in den Schubladen schaffe ich nur mit etwas mehr Einsatz. Ordnung schaffen benötigt immer mehr Energie, als „ein bisschen Aufräumen".
Doch je weniger der Ballast wird, den wir mit uns herumschleppen, desto weniger wird die Schwere auf unserer Brust!

Break Away: Welche Veränderung hast du an dir selbst seit deiner Selbstständigkeit bemerkt?

Denise: 
Die größte Veränderung seit meiner Selbständigkeit ist vermutlich, dass ich selber das LOSLASSEN perfektioniert habe. Mein Ausmist-Muskel ist so gut trainiert, dass ich manchmal ganz verzweifelt bin, weil ich bei mir Zuhause nicht mehr viel finde, was ich aussortieren kann. Das wird sich aber sicherlich ändern, wenn meine Kinder alle ausgezogen sind. Dann werde ich meinen Besitz noch einmal halbieren und mich räumlich verkleinern.

Break Away: Gibt es ein Erlebnis bei einem Kunden, welches dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Denise: 
Die schönste Geschichte, die ich mal erlebt habe, war die Kundin, die mit mir zusammen ihre Vibratoren-Sammlung aussortiert hat. Dabei hat sie mir die Vorzüge ihres Lieblings-Vibrators erzählt und erklärt, warum die zwei nichts taugen, die sie dann entsorgt hat. Diese Geschichte erheitert mich bis heute.

Break Away: Du hast dich dazu entschieden, über verschiedene Themen zu bloggen. Wie kam diese Entscheidung und was bedeutet dir dein Blog?

Denise: 
Mein Blog ist mein Leben, aber auch mein Job. Ich liebe es, zu bloggen. Ich liebe es, meine Leser zu inspirieren und mit meinen Texten ein bisschen Ordnung in die Häuser zu bringen. Neben der wöchentlichen Ordnungs-Rubrik gibt es jeden Samstag meinen Wochenglück-Rückblick und im Grunde genommen setze ich damit meine Tradition aus meiner Jugend fort, als ich noch regelmäßig Tagebuch geschrieben habe. Enorm wichtig sind allerdings auch die Beiträge, für die ich Geld bekomme, denn die Ordnungs-Einsätze alleine reichen nicht aus, um mein Leben als alleinerziehende Mutter zu finanzieren.

Break Away: Wie verändert es den Alltag, wenn man „geordnet“ lebt?

Denise: 
Ordnung bedeutet für mich Freiheit. Ich bin schneller fertig, wenn ich putze. Ich muss nichts suchen. Mich lenkt nichts ab, wenn ich im Bett liege. Eine ordentliche Umgebung beruhigt den Geist und macht glücklich.

Break Away: Hast du Tipps, wie jeder seinen Alltag ordnen kann?

Denise: 
Tipps habe ich jede Menge - die kann man jeden Donnerstag frisch auf meinem Blog lesen. Ansonsten:
Behalte nur, was Du liebst, oder was nützlich ist.
Lieber jeden Tag 15 Minuten aufräumen als alle paar Wochen einen ganzen Tag.
Räum jeden Abend die Küche auf und schau, was das für positive Auswirkungen haben kann.


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