"Plötzlich hatte ich wieder Kraft und unbändige Lebensfreude"
Aufgewachsen
in der ehemaligen DDR, voll mit negativem und destruktivem Denken, sehnte sich Bea nach Befreiung. Sie kündigte ihren sicheren Job als Lehrerin und machte
eine Ausbildung zur Lebenslehrerin. Während einer Hypnosetherapie fand sie ihre
wahre Bestimmung und ist seitdem als „Liedermacherin Bea“ unterwegs. Aktuell
befindet sie sich auf einer 1000-tägigen Weltreise. Ein Gespräch über
verhärtete Denkmuster, Veränderungen, das Lebenselixier Musik, ihre Heilung in
Neuseeland, die Gefahr des Reisens und warum sie trotzdem keine Angst mehr hat.
Break
Away: Im Sommer 2000 hast du eine Ausbildung zur Seminarleiterin
und Lebensberaterin am Institut für Hypnoseforschung München gemacht, davor
hast du als Lehrerin gearbeitet. Wie bist du zu dieser Entscheidung gekommen?
Bea: Ich bin aus
der ehemaligen DDR. Nach der Wende strömte so viel Neues und Unbekanntes auf
uns ein. Allmählich kamen auch in die Stadtbibliothek Rostock ganz neue Bücher
in die Regale. Eines Tages fand ich ein Buch von Erhard Freitag, dem
"Vater des positiven Denkens in Deutschland". Ich war fasziniert und
fand am Ende des Buches Seminarhinweise. 1998 war ich dann beim ersten Seminar.
Eine neue Welt tat sich für mich auf. Eine ganz andere Denkweise. Beim zweiten
Seminar, welches ich dann im Frühjahr 2000 besuchte, erzählte er uns, dass er
eine Schülerin beauftragt hat, eine Ausbildung zum spirituellen Lebenslehrer zu
leiten. Ich spürte sofort, dass es das ist, wonach ich mich sehne, um aus
diesem alten Trott, aus diesen destruktiven Denkmustern unserer Vorfahren,
auszubrechen. Ich habe alles in Bewegung gesetzt, um daran teilnehmen zu
können. Die Ausbildung begann im Sommer 2000 und endete im Frühjahr 2002. Von
da an veränderte sich mein Leben von Grund auf.
Break Away: 2001 hast du eine Hypnosetherapie gemacht, die
dein Leben verändert hat. Was ist genau passiert?
Bea: Mitten in
dieser Ausbildung merkte ich, dass ich als Nachkriegsgeneration so viel
Negatives, Destruktives und Hartes in mir gespeichert hatte, dass ich mich nach
Befreiung sehnte. So buchte ich noch zusätzlich im Januar 2001 eine
Hypnosetherapie bei meiner Lehrerin. Während dieser Zeit hatte ich ein
besonderes Erlebnis. Ich wusste plötzlich ganz sicher, dass ich meinen Beruf
aufgeben möchte und diese ganz besonderen Lieder schreiben und in die Welt
tragen möchte.
Break Away: Seitdem bist du als „Liedermacherin Bea“
unterwegs. Was bedeutet dir die Musik?
Bea: Musik ist ständig in mir. Musik ist für
mich wie trinken, essen, schlafen - lebensnotwendig.
Break Away: Am Anfang bist du in verschiedenen Städten
aufgetreten, im November 2015 warst du schließlich neun Wochen auf
Straßenkonzertreise in Neuseeland unterwegs. Wie bist du auf Neuseeland
gekommen?
Bea:
Neuseeland ist ein faszinierendes Land, was alles an Natur, was es auf der Welt
gibt, in sich vereint. Ich habe so sehr davon geträumt, dorthin zu reisen. Zu
dieser Zeit kosteten die Flüge noch 3.000 DM. Zum Glück wurde das preiswerter
und meine Tochter ging 2015/16 zum "work and travel" nach Neuseeland.
Ich wollte sie unbedingt besuchen und so gab ich meine Wohnung auf, verkaufte
mein Auto und alle Möbel und ging für neun Wochen mit nach Neuseeland.
Bea: 2015 bin ich an Krebs erkrankt und an
der ersten Chemotherapie fast gestorben. Auf der Trampreise durch Neuseeland
habe ich eine Heilerin gefunden, die mich mit "Light Flower Assences"
behandelt hat und ich fand auf dieser Reise wieder zurück ins Leben. Plötzlich
hatte ich wieder Kraft und unbändige Lebensfreude.
Break Away: Du befindest dich momentan auf einer Weltreise,
die im Oktober 2016 begann und immer noch andauert. Du hast diese Reise „In
1.000 Tagen mit meiner Musik für Liebe + Frieden um die Welt“ genannt. Was ist
das Ziel deiner Reise?
Bea: Für meine jetzige Weltreise gibt es viele Beweggründe. Zum einen weiß ich,
dass ich nach wie vor viel Sonne, vor allem im Winter, benötige, um gesund zu
bleiben. Zweitens wollte ich die in der DDR angestaute Abenteuerlust
endlich mal richtig befriedigen. Und ich wollte auch schon als Kind Gutes für
die Welt tun. Auf der Reise jetzt hatte ich dafür genügend Gelegenheiten. Ziel
ist es, nach der Reise, Vorträge zu halten und davon zu berichten und zu
zeigen, wie friedlich die Welt ist.
Break Away: Wie gefährlich ist es für eine Frau, alleine zu
reisen?
Bea: Eine junge Frau könnte so eine Low-Budget-Trampreise nicht alleine machen. Dafür benötigt es viel Lebenserfahrung,
Tramperfahrung von über 30 Jahren und das Wissen, was ich als spirituelle
Lebenslehrerin habe. Ich ruhe sehr stark in mir und habe im Moment kaum noch
eine Komfortzone. Ich nehme alles wie es kommt und mache das Beste daraus. Für
mich war diese Reise kaum gefährlich. Und ich habe viele allein reisende junge
und ältere Frauen in den Hostels getroffen. Die fahren viel Taxi, Bus und Zug.
Da ist das Alleinreisen auch kaum noch gefährlich. Man muss allerdings
Insiderwissen haben und wachsam sein. Dass Rucksäcke gerne mal auf langen
Nachtbusfahrten aufgeschlitzt werden, weiß man einfach, wenn man sich vorher
informiert und schläft dann eben mit Rucksack auf dem Bauch.
Break Away: Für viele spielt Geld eine wichtige Rolle auf
einer Reise. Wie wichtig ist Geld tatsächlich, wenn man erst unterwegs ist?
Bea: Ich habe seit Jahren kein eigenes Geld
mehr. Ich singe auf Straßen, in Hotels und Hostels und damit habe ich im
Wesentlichen die Weltreise finanziert. Man kann heutzutage so viel ohne Geld
machen. Couchsurfing und workaway sind zwei Plattformen im Internet, wo man
ganz ohne Geld eine Unterkunft und bei workaway auch Verpflegung bekommt. Eine
Weltreise kostet auf die Art längst nicht so viel wie man glaubt.
Break Away: Was war deine schönste und schlechteste
Erfahrung auf deiner bisherigen Reise?
Bea: Eine der schönsten Erfahrungen war, mit ca. 8.000
palästinensischen und israelischen Frauen gemeinsam durch die Wüste zu laufen
und für Frieden in ihrem Land zu demonstrieren. Die
schlimmste Erfahrung war, als mich ein Straßenhund von hinten anfiel. Zum Glück
hatte er mich durch lautes Bellen vorgewarnt und ich konnte mich noch
rechtzeitig umdrehen und ihm meinen kleinen Rucksack zum Zubeißen hinhalten. Es
ist also nochmal gut ausgegangen.
Break Away: Du hast all deinen Besitz
verkauft, bevor du deine Reise begonnen hast. Deine Weltreise endet am 27. Juni
2019. Hast du Angst vor der Rückkehr?
Bea: Nein, ich habe weder Angst vor der
Rückkehr, noch habe ich Angst vor irgendetwas anderem. Ich freue mich auf den
nächsten spannenden Abschnitt meines Lebens.
Break Away: Bist du heute glücklicher als früher?
Bea: Ich bin sehr viel glücklicher als
früher, weil ich eine Erfahrung der absoluten Freiheit gemacht habe. Die ganze
Reise ist so beglückend gewesen, weil ich tausende von Engeln getroffen habe,
die mir geholfen haben.
Break Away: Muss man, um richtig „aus dem Hamsterrad
auszubrechen“, auf so eine große Reise gehen?
Bea: Nein, aus dem Hamsterrad bin ich schon
viel früher ausgestiegen. Es ist keine Frage des räumlichen Veränderns sondern
der inneren Haltung. Ich wollte diesen Zirkus nicht mehr mitmachen und habe meinen
sozial abgesicherten Lehrerberuf gekündigt und mich als Musikerin selbständig
gemacht, um mehr Zeit für mein Kind zu haben und freier zu sein. Es hatte
ziemlich harte Konsequenzen, was das Geld betrifft, aber es war auch, im
Nachhinein betrachtet, die richtige Entscheidung. Es hat mein Leben gerettet.
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