„Wie du säest, so sollst du ernten!"

Passend zu dem Video auf unserm Blog https://breakaway-comegetlostwithus.blogspot.com/2019/05/interview-mit-einem-hindu-auf-bali.html , hier meine persönliche Erfahrung von dem Gespräch mit Anom!

Mitte Mai besuchte ich die indonesische Insel Bali. Passend zu unserem Projekt „Break-Away“ nutzte ich die Gelegenheit, mich zu dem Thema „Aus dem Alltag ausbrechen“ auch mal am anderen Ende der Welt umzuschauen.

Bei einem Gespräch mit meinem Roller-Vermieter Anom kamen wir auf seinen Glauben zu sprechen. Er erzählte mir, wieviel Einfluss der Hinduismus auf sein Leben habe.
Er könne sich gar nicht vorstellen, ohne ihn zu leben.

Am nächsten Tag lud mich Anom zu sich nach Hause ein. Er, seine Frau und seine Eltern teilen sich ein mittelgroßes Haus im Süden von Bali.
Was mir sofort auffiel war, dass sowohl Anom, als auch seine ganze Familie ausgesprochen hilfsbereit, freundlich und zuvorkommend waren. Mir wurde mehr als einmal Essen und Trinken angeboten und auch ein Schlafplatz, falls ich noch keinen hätte.

„Wie du säest, so sollst du ernten!" Nächstenliebe wird im Hinduismus großgeschrieben, da sie an die ewige Wiedergeburt ihrer Seele glauben. Sie sind davon überzeugt, dass nach dem Tod eines Lebewesens nur der Körper stirbt, die Seele sucht sich dann einen neuen „Wirt“.
Führst du also ein bescheidenes Leben, bedacht darauf anderen zu helfen und Gutes zu tun, so wirst du ein schönes nächstes Leben führen.

Der Hinterausgang des Hauses führte zu einem gut gepflegten Garten mit vielen Blumen und einer Tempelanlage. Er erzählte mir, dass es der familieneigne Tempel sei und in Bali viele Menschen einen eigenen Tempel besitzen.

Auffällig war, dass die Einrichtung im Haus lange nicht so prächtig und gut gepflegt war, wie die Einrichtung im Garten. Der Tempel bestand aus unzähligen Gravuren und Mustern. An vielen Stellen war er sogar vergoldet. Das meiste Geld und ein großer Teil der familiären Bemühungen wurden offensichtlich in diesen Teil des Grundstückes gesteckt.

Anom erzählte, dass Hindus in der Regel bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang den Tempel besuchen würden, um hier zu Beten und zu Meditieren. Man gehe in der Regel auch ganz alleine hier hin.
Ich fragte ihn, ob ich ihn trotzdem dabei einmal begleiten dürfte. Anom selber geht oft nur einmal abends zum Beten, weil er es zweimal am Tag durch seine Arbeit nicht schafft.


Der Hinduismus verfolgt vier wichtige Ziele: Artha, Kama, Dharma und Moksha

• Artha: Reichtümer und weltliche Güte
- umfasst den ganzen Bereich der Sinnesobjekte (die man besessen, genossen, verloren .. hat)
• Kama:  Lust und Liebe
- umfasst das verkörperte Liebesverlangen
• Dharma: Pflichterfüllung auf religiöser Grundlage
- umfasst Gesamtheit religiöser und ethnischer Pflichten
• Moksha: Erlösung
- die geistige Befreiung, höchstes, menschliches Gut

Abends kam ich zu ihm. Er gab mir einen Sarong, ein größeres dünnes Tuch, welches er mir wie einen Rock um die Hüfte band. Anschließend gingen wir zusammen zum Inneren des unbedachten Tempels und zündete bei drei Säulen ganz oben jeweils ein Räucherstäbchen an. Nebeneinander setzten wir uns im Schneidersitz auf den Steinboden.
Anom fing an leise vor sich hin zu singen. Er drückte dabei seine Handflächen aneinander und wippte im Takt nach vorne und hinten.
Nach zehn Minuten des Gesangs folgten fünf Minuten der kompletten Stille. Zum Gebetsende verbeugten wir uns vor der dicksten Säule des Tempels und löschten die Räucherstäbchen wieder.
Ich fragte Anom, was er vor sich hingesungen habe. Er meinte, er habe für alles was er besäße gedankt und bete dafür, dass es seiner Familie und seinen Freunden gut gehe.

Zum Abschluss tranken wir noch mit seiner ganzen Familie und ein paar Freunden von ihm Tee.

Das Fazit, das ich aus diesem Tag ziehe, ist, das der Hinduismus eine wirklich spannende und schöne Religion ist. Dir wird als Kind in die Wiege gelegt, Gutes zu tun und an deine Mitmenschen zu denken. Ein sehr schöner Gedanke ist auch, dass der Tod nicht das Ende deiner Seele bedeutet, sondern schlichtweg nur das Ende einer Ära ist. Ich weiß jedoch nicht, ob dieser Lebensstil etwas für mich wäre, da du dich diesem Glauben voll und ganz hingibst. Deine Investition und Lebensweise fokussiert sich lediglich auf dein nächstes Leben.

Mein Motto ist und bleibt da lieber „Lebe hier und jetzt!“


Wenn ihr mehr über den Hinduismus erfahren möchtet : https://religion.orf.at/lexikon/stories/2566499/

Kommentare

Beliebte Posts